Meine verehrten Damen und Herren,

ich freue mich, Sie im Namen der Deutsch-Türkischen Freundschaftsföderation begrüßen zu dürfen.

Sie sind herzlich Willkommen.

Ein sehr weiser Mann, ein Vorbild von mir und von vielen Millionen Menschen, sagte einmal:

Frieden im Lande, Frieden in der Welt, Yurtda sulh Cihan da sulh. Danke lieber Mustafa Kemal Atatürk. Du bist für uns immer gegenwärtig.

Frieden im Lande Frieden in der Welt

Und genau das wollen wir alle!

Aber wie ist tatsächlich die Realität auf unseren Blauen Planeten?

Die negativen Weltereignisse überhäufen uns, aber trotzdem sollten wir Angesicht dieser Tatsachen weder pessimistisch noch opportunistisch sein, sondern realistisch – aber mit einer großen Prise Optimismus, denn durch positive Gefühle können wir die Realität beeinflussen. Das sagen zumindest die Quantenphysiker.

In einem Zeitalter der Schnelllebigkeit, wo wir von Quantität überschüttet werden und die Qualität immer mehr auf der Strecke bleibt, ist es umso wichtiger wieder stärker die Werte der Menschlichkeit zu beherzigen.

Das neue Zeitalter der künstlichen Intelligenz, des ständigen Informationsaustausches in der Wissenschaft weltweit, bietet uns ständig neue Chancen, aber auch Gefahren.

Und dies macht mir Sorgen.

Meine Sorgen sind, dass wir den rasanten, neuen wissenschaftlichen Entwicklungen geistig nicht gewachsen sind.

Hinzu kommt noch, obwohl alle Maßstäbe der Politik, der Vernunft und der Moral dagegen sprachen, populistische Personen, wie Donald Trump oder Parteien wie die AfD an die Macht kommen und dadurch das Prinzip der Transparenz, der Gewaltenteilung, der Grundrechte, der Meinungsfreiheit und der Meinungsvielfalt mehr und mehr verloren gehen.

Es bleiben viele Fragen offen, wie zum Beispiel:

Was können wir zusätzlich tun, um die Umweltschutzpolitik, einschließlich der Klimapolitik zwangsläufig zum Gegenstand der nationalen und globalen Weltpolitik zu machen?

Wie können wir aktuell 65 Millionen Menschen helfen, die ihre Heimat verloren haben und was können wir präventiv für viele Millionen Menschen tun, denen der Verlust ihrer Heimat durch die Klimaveränderungen droht.

Wie können wir Kriege und dadurch entstehendes Leid von unschuldigen Menschen verhindern?

Wie wollen wir gegen den internationalen Terrorismus, der die politische Lage der Welt nachhaltig verändert hat, kämpfen und gegen ihn bestehen?

Ich muss zugeben, dass ich beindruckt bin von den demokratischen Instinkten und dem inneren demokratisch-politischen Kompass der Europäer und insbesondere von uns Deutschen.

Aber in den letzten Jahren wurde mir immer deutlicher, dass weder die Bundesrepublik Deutschland noch die Europäische Union für den Umgang mit dem Islamischen Teil der Welt kein langfristiges Konzept entwickelt hat, obgleich wir alle unmittelbar betroffen sind.

Die Entwicklung einer positiven zivilen und zugleich langfristigen Gesamtstrategie für den Umgang mit dem Islam ist für Europa eine der wichtigsten Aufgaben, die das 21 Jahrhundert uns stellt.

Sie muss sowohl kulturelle, als auch politische und wirtschaftliche Elemente Umfassen.

Ohne prinzipielle religiöse Toleranz bleibt die Aufgabe für uns unlösbar.

Wir sollten jedem Politiker, jedem Regierungs- oder Staatschef misstrauen, der seine Religion zum Instrument seines Machtstrebens macht. Und – wir sollten Abstand halten von allen, die jenseits-orientierte Religionen mit gegenwärtigen politischen Interessen verbinden.

Wir müssen uns einfach mit Toleranz und vor allem mit Respekt begegnen und allen dogmatischen Strömungen entgegen wirken.

Respekt soll keineswegs eine Frage des Wertes, sondern der Wertschätzung sein. Respekt ist etymologisch verwandt mit Begriffen wie Rücksicht und Berücksichtigung.

Wenn wir jemandem Respekt zollen, bedeutet das, dass wir ihn wertschätzen, ihm Aufmerksamkeit schenken und ihm Ehre erweisen.

Ich würde mir wünschen, dass diese Tugenden wieder mehr beherzigt werden, denn NUR durch diese Werte werden wir eine friedvolle Zukunft gemeinsam erreichen können.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ohne unsere persönliche Verantwortung gegenüber dem Gemeinwohl, ohne den Gemeinsinn, der das Gefühl für Anstand, Wahrhaftigkeit, Reinheit und Ordnung einschließt,

hat eine freie Gesellschaft keinen Bestand.

Daher braucht unsere Gesellschaft Personen und Intuitionen, die sich für das Gemeinwohl verantwortlich fühlen und einsetzen.

Als wir entschieden haben, den Kybele-Preis ins Leben zu rufen, wollten wir mit dieser Auszeichnung ein Zeichen setzen, um genau diesen Personen und Institutionen, die aufrichtig Verantwortung übernommen haben, unsere Anerkennung und Dankbarkeit zu zeigen.

Wir sind heute zusammengekommen, um zum 15. Mal den Kybele-Preisträgern unsere Ehre zu erweisen und unsere Wertschätzung aus zu sprechen.

Liebe Freunde,

der Namensgeber der Deutsch-Türkischen Freundschaftsföderation war unser verstorbener Bundespräsident Herr Johannes Rau.

Ich möchte Ihn gerne zitieren

Er sagte einmal: „Wir dürfen unseren Kindern nicht vorgaukeln, die Welt sei heil. Aber wir sollten in ihnen die Zuversicht wecken, dass die Welt nicht unheilbar ist.“

Mehr kann man den Worten des Bundespräsidenten nicht hinzufügen.

Cihan Sendan                         08.11.2019  Berlin

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